JOST KOBUSCH

Carstensz Pyramide

Am zweiten Tag war alles nass. Nichts ist is mehr getrocknet. Tief im Dschungel habe ich zum ersten Mal gemerkt das ein trockener Körper keine Selbstverständlichkeit ist. Es was der härteste Zustieg, den ich je zu einem Berg unternommen habe.

06. August 2018. Es ist 07.00 Uhr. Ich bin am Flughafen und gleich geht meine Maschine in den Dschungel. Von dort geht es dann ungefähr eine Woche und 90km bis zur Carstenzs Pyramide. Die Carstenzs Pyramide oder auch Puncak Jaya ist mit 4884m der höchste Berg Ozeaniens und der weltweit höchste Berg auf einer Insel. Er liegt auf Neuguinea, in der indonesischen Provinz Papua und gilt als einer der technisch anspruchsvollsten Gipfel der Seven Summits.

Allerdings ist die Anreise zur Carstenzs Pyramide schon eine echte Herausforderung. Wenn man nicht mit dem Helikopter hinfliegt, muss man kilometerlang durch einen dichten Dschungel laufen. Vorausgesetzt erstmal, dass man überhaupt die Genehmigungen von den zuständigen Ministerien, der Armee und der Polizei erhält.

Die Carstenzs Pyramide grenzt nämlich direkt an der Grasberg – Mine, eine der größten Kupfer- und Goldminen der Welt. Aufgrund von bewaffneten Konflikten und Spannungen zwischen Investoren, Indigenen, der Regierung und Militär können sich die Bestimmungen zur Erlangung einer Genehmigung innerhalb kürzester Zeit ändern. Für private Expeditionen ist der Berg sogar erst seit 2005 richtig geöffnet. Warum ich trotzdem aufgebrochen bin? Genau an diesem Berg wollte ich solo eine neue Route etablieren!

Und um das Ganze richtig zu machen, entschließe ich mich dazu die Anreise durch den Dschungel zu wählen. Den Helikopter zu nehmen, das hätte sich für mich irgendwie wie schummeln angefühlt!

Ich fliege also zunächst von Timika nach Ilaga. Ilaga ist eine Region nahe dem Puncak Jaya. Gelandet sind wir in einem kleinen Dorf, was nur über den Luftweg versorgt wird. Dort heuern wir etwa 15 lokale Träger an, die sich in den Wäldern auskennen. Vorräte und die Ausrüstung werden verteilt und dann ging es erstmal 1000 Höhenmeter in den Dschungel. Und was kann ich euch sagen Leute, so ein richtig dichter Dschungel kann schon ganz schön beengend sein.

Technisch ist das jetzt nicht sehr anspruchsvoll, aber das geht an die Substanz. Außerdem ist ab dem ersten Tag alles, was du bei dir hast, ständig nass. Man läuft den ganzen Tag in mindestens knöcheltiefem Matsch und obwohl es am Tag sehr warm sein kann, wird es aufgrund der Höhe nachts ziemlich kalt. Dann ist es nass und du frierst.

Das Einzige, was gegen die Kälte hilft, ist Feuer. Das machten die Träger mit nassem Holz unter einer Plastikplane, der Rauch zieht überall hin, nur nicht raus und lässt dir die Augen tränen. Das bedeutet entweder du frierst oder du wirst geräuchert.

Nach sechs Tagen Wanderung erreichten wir die Carstenzs Pyramide. Ziel war es eine Erstbegehung zu machen, also eine neue Route zu etablieren. Etwas zu Wiederholen hat für mich mehr was von Tourismus als von Alpinismus.

Natürlich kann man auch großartige Erlebnisse haben, wenn man etwas wiederholt. Aber für mich ist das nicht das gleiche wie der Aufbruch ins Unbekannte. Zu sehen, was noch alles möglich ist, dass Reizt mich.

Doch bevor es an die Erstbegehung ging, wollte ich mich erstmal mit dem Berg vertraut machen. Dazu kletterte ich die Messner Route und später auch noch die Harrer Route. Beides sehr schöne Routen!

Zur Erstbegehung ist es im ersten Anlauf allerdings nie gekommen. Es ist einiges schiefgelaufen. Das war echt eine richtige Expedition.  Was genau passiert,  das könnt ihr in Zukunft in meinem Podcast anhören oder euch hier  im Interview mit dreamwanderlust auf Englisch durchlesen.

Suchbild: Ich klettere meine Linie Solo in der Wand – tipp ich bin in der Mitte des Bildes. 

Der Inhalt meines Rucksacks bei einer Solo Erstbegehung: So viel wie nötig – So wenig wie möglich. 

Tatsächlich gelingt mir wenige Woche später mit „Way of the Ancestors“ eine fantastische Linie durch die schöne Wand der Carstenz Pyramide. Dafür hat es einen zweiten Anlauf und eine zweite Expedition gebraucht.

Das Wissen über den Weg zum Berg wird von Generation zu Generation weitergegeben. Es ist der Weg der Ahnen, der auch mich zu diesem Heiligen Ort geführt hat.

hi five!

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