JOST KOBUSCH

Everest Winter 2019/20 Vorbereitung

Was könnte schwieriger sein, als den Everest im Winter, ganz auf mich allein gestellt zu besteigen? Mir fiel nichts ein außer K2 Wintersolo – hahaha der ist verdammt hart! Aber was mich am K2 viel mehr abschreckt ist diese Wettkampfatmosphäre. Jeder will der Erste sein, der die Winterbesteigung des einzigen 8000ers macht, der noch nie im Winter bestiegen wurde.

Mein Plan für den Everest ist es, nicht mit aller Gewalt den Gipfel zu erreichen, mir geht es vielmehr darum diese Expedition als eine Investition in die Zukunft zu betrachten. Ich werde das Mikroklima kennenlernen, die Route, den Berg – zu genau dieser Jahreszeit, in der ich ihn besteigen möchte. 

Und seien wir mal ehrlich – die Chancen sind gering. Ich werde einfach mal schauen was geht, werde Spaß haben und wenn alles extrem gut läuft, dann will ich natürlich den Gipfel in Angriff nehmen! Wenn das nicht geht dann werde ich guten Gewissens umdrehen, und all diese Erfahrung wird mich beim nächsten Versuch deutlich weiter bringen. 

So oder so – ich kann nur gewinnen.

10.09.2019 Heute habe ich einen Leistungstest mit Atemgasanalyse, Belastungs- EKG und Laktatmessungen im Blut gemacht. Das Laufband konnte schon einiges an Steigung simulieren und war im Vergleich zum Ergometer nochmal deutlich realistischer! 

Jetzt fahren wir gerade mit dem Filmteam nach München und morgen werden wir David Göttler treffen, ich bin ihm schonmal bei Dreharbeiten kurz am Berg begegnet. Finde ihn megasympathisch und hoffe, dass er mich morgen mit ein wenig konstruktiver Kritik versorgt.

11.09.2019 War cool sich nochmal ein wenig mit David auszutauschen! Allerdings hab ich, bis auf das er nicht an meinen Erfolg glaubt, wenig gelernt. 

Er hat mich nochmal auf die Schwierigkeiten des Projektes hingewiesen, die mir schon bewusst sind (und die enorm sind) aber es schadet nie den Fokus nochmal zu schärfen. Was cool ist, ist seine Atemmaske die dafür sorgt, dass die Lunge nicht austrocknet. Er hat mir noch den Hersteller der Atemmasken, „Airflow“, verraten – so eine werde ich mir bestellen. 

Meine Ausrüstung von BlackYak habe ich abgeholt und meinen Daunenanzug, den ich von Anfang an mitgestaltet und entwickelt habe, hat noch sein finishing bekommen. Ich habe mich letzten Winter beim Training in Alaska mit Polar Explorer Lonnie Dupré beraten und er verwendetet bei seinen Touren das Fell eines Vielfraßes. Dieses Fell weist besondere hydrophobe Eigenschaften auf, womit es zu keiner Eisbildung im Gesichtsbereich kommt – die langen Haare sorgen für Luftverwirbelungen und schützen mein Gesicht vor dem schneidenden Wind. War gar nicht leicht dran zu kommen, aber da ich zufällig gerade in der Arktis unterwegs gewesen war, hatte sich glücklicherweise aber doch noch eine Möglichkeit ergeben. 

Es sollte allerdings 600 Dollar kosten. Zum Glück hat Lonnie mir die Entscheidung vereinfacht, er sagte mir nur: „600 Dollar die dich am Everest ziemlich weit bringen.“

24.10.2019 “Wie willst du dich auf die Winterbesteigung des Everests vorbereiten?”. 

Diese Frage habe ich in den letzten Wochen sehr häufig gestellt bekommen. Als ich Ende September zusammen mit meiner Schwester und meinem Vater nach Nepal aufgebrochen bin, begann für mich die Akklimatisierungsphase. Es war ziemlich cool, den Anfang der Akklimatisierung gemeinsam mit meiner Familie zu erleben. Außerdem können sie sich jetzt besser vorstellen, wo ich in den nächsten Monaten unterwegs bin. 

Nach ihrer Abreise ging es für mich raus aus Kathmandu, weiter zum ersten Trainingsberg, dem bis dahin noch unbestiegenen Amotsang. Wie genau ich auf dem Gipfel angekommen bin, könnt Ihr hier nachlesen.

11.11 – 24.11.2019 Vom Peanutbutter Mountain über den Tashi Labsta Pass auf den Pachermo Peak. 

Angefangen hat alles in Kathmandu, wo meine Freundin Jënni am 08. November landete. Als erfahrene Ultra-Trail Läuferin ist sie selbst ständig in den Bergen unterwegs und daher ein super Partner für die verbleibende Akklimatisierungsphase. Dafür ging es für uns erstmal ins Rolwaling Himal, ein sehr ursprüngliches, abgelegenes Tal mit wenig anderen Touristen. Dort hörten wir von einem namenlosen, möglicherweise sogar unbestiegenen 5000er. 

Der Berg liegt knapp unter der Grenze einer Genehmigung und war fußläufig vom Dorf erreichbar. Klar, dass wir da hoch wollten! Bevor wir den Berg in einem 18 Stunden Push angingen, tauften wir ihn spontan erstmal nach unserer aktuell wichtigsten Frühstückszutat: Peanutbutter. 

Auf den Peanutbutter – Mountain ging es für uns also zunächst über Pfade, dann Geröllgletscher, Eisgletscher und einige Eis- und Felskletterpassagen (zwar maximal im unteren 5. Grad, aber doch schon so, dass wir besser einige Stellen gesichert haben), bis kurz vor den Gipfel. Wegen eines stark mit Schnee und Eis überzogenen Granitaufbaus und der fortgeschrittenen Uhrzeit, verzichteten wir jedoch auf die letzten Meter. 

Der Namenlose Gipfel wurde dennoch offiziell benannt: Pina Pataya -> Erdnussbutter auf Nepalesisch

Insgesamt eine echt schöne, abwechslungsreiche Strecke mit einigen technischen Überraschungen! Nach nem Ruhetag wanderten wir weiter zum ziemlich hochgelegenen Tashi Labsta Pass. Dort auf 5700 Meter schlugen wir unser Camp für die Nacht auf, um am nächsten Morgen in Richtung Pachermo Peak (6259 Meter) aufzubrechen. Die Aufstiegsbedingungen waren einfach traumhaft! 

Obwohl es keine durchgehende Route gab, erreichten wir den Gipfel in einer guten Zeit. Oben wurden wir dann noch mit einer traumhaften Aussicht auf den Everest belohnt. Mit diesem Bild vor Augen, ging der Abstieg natürlich wie von selbst.

25.11. – 22.12.2019

Ich hab dann Jenni mit Dani ausgetauscht. Dani (Daniel Hug) begleitet meine Everest Projekt als Fotograf. 

Bevor die richtige Expedition begann sind wir dann ins Khumbu Tal aufgebrochen, damit Daniel sich akklimatisieren konnte. Das lief dann ungefähr so ab: 

„Hey Dani, hast du schonmal einen 6000er bestiegen?“ 

Er: „Nö!“. 

Und ich meinte dann so: „Dann lass uns doch noch nen 6000er machen, ne? Was hälst du vom Island Peak?“ 

Und dann hab ich mit Daniel seinen ersten 6000er und im Zuge der Akklimatisation, eben meinen vierten 6000er gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass diese experimentelle Vorbereitung einige Vorteile gebracht hat. 

Allerdings hatte ich mir zu dem Zeitpunkt auch eine Atemwegserkrankung, ähnlich einer Lungenentzündung, zugezogen. Trotz einer recht guten Akklimatisation bin ich also mit einer gewissen Ungewissheit ins Basecamp gekommen. 

 

Ich dachte: „Scheisse, vielleicht ist die Expedition schon von Anfang an vorbei, weil ich diesen Husten hab und nicht wirklich sprechen kann.“ Ich hab mit dann gesagt: „Ja Jost, du hast schon Schlimmeres erlebt! Glaub einfach daran, dass du’s überstehst dann wirst du’s auch überstehen. 

Und wenns nicht funktionieren sollte, dann funktioniert es einfach nicht und das ist auch ok.“

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