Der Zeitliche Ablauf der Everest Winter Solo Expedition – 73 Tage im Detail.
Tag 0: 19.12.2019 Basecamp
Ankunft – Gemeinsam mit Fotograf Daniel Hug.
Tag 1: 22.12.2019 Basecamp
Offizieller Start der Winter Everest Expedition:
Es geht LOS!! Nicht nur der kalendarische Winterbeginn, heute ist auch der offizielle Startschuss für die Everest winter Expedition. Wir befinden uns bereits im Basecamp – ziemlich windig hier. Habe daher mein Zelt nochmal ordentlich mit Steinen verstärkt. Dafür sieht die Route bis 7200 Meter sehr gut aus, die Bedingungen passen besser als erwartet – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt!
Weihnachten, Photoshoots und Vorbereitungen im Everest Basecamp
Tag 2: 23.12.2019 Basecamp
Heute haben wir ein paar Fotos gemacht und gefilmt. Außerdem sind ein paar Touristen ins Basecamp gekommen. Wir werden hier häufiger mal besucht, weil das Basecamp ziemlich am Anfang aufgebaut ist. Ich hab mein Zelt weiter sturmtauglich gemacht – hier ist sooo viel Wind. In ein paar Tagen kommen die Yaks an und dann hab ich hoffentlich an Weihnachten die Ausrüstung hier. Gleich schau ich mir mal ein bisschen die Route an.
Tag 3: 24.12.2019 Basecamp
Die Tage hier oben sind so unwirklich, in dieser strahlenden Steinwüste, die eisig ist und doch so schön und auch ein wenig warm sein kann sobald sich die Sonne zeigt . Ich liebe es mit dem Everest Winter Projekt “akzeptiertes Denken” herauszufordern- bin total aufgeregt und freue mich wirklich dass jetzt alles startet – es fühlt sich alles groß und bedeutungsvoll an Frohe Weihnachten.
Tag 4: 25.12.2020 Basecamp
Ruhetag
Tag 5: 26.12.2020 Basecamp
Ruhetag
Minusgrade, Fixseile und der Lho La – Routenerschließung bis zum Camp eins
Tag 6: 27.12.2019 Basecamp
Gerade aufgewacht – es sind minus 19 Grad in meinem Zelt. Wärmer hatte ich es auf jeden Fall auch schonmal. Hab mich entschieden mir heute mal die Stelle rechts direkt unter dem Lho La anzuschauen. Da gibt’s ne Felsstruktur mit Rissen, könnte sich gut zum Aufstieg als Routenvariante eigenen!
Tag 7: 28.12.2019 Erschließung der Route zum Lho La
Die Stelle unter dem Lho La sah deutlich besser aus als gedacht! Gehe gleich wieder los und versuche sie zu klettern. Das Felsklettern der Everest Winter Expedition beginnt schon auf 5500m Höhe.
Der Prozess braucht seine Zeit
Tag 8: 29.12.2020 Basecamp
Ruhetag
Tag 9: 30.12.2020 Basecamp
Ruhetag
Tag 10: 31.12.2019 Erschließung der Route zum Lho La
All that is eternal in me
Welcomes the wonder of this day,
The field of brightness it creates
Offering time for each thing
To arise and illuminate.
I place on the altar of dawn:
The quiet loyalty of breath,
The tent of thought where I shelter,
Waves of desire I am shore to
And all beauty drawn to the eye.
May my mind come alive today
To the invisible geography
That invites me to new frontiers,
To break the dead shell of yesterdays,
To risk being disturbed and changed.
May I have the courage today
To live the life that I would love,
To postpone my dream no longer
But do at last what I came here for
And waste my heart on fear no more.
—John O’Donohue
ein uhralter pass
Tag 11: 01.01.2020 Erschließung der Route zum Lho La
Der Lho la ist der Gebirgspass an der Grenze von Nepal und Tibet nördlich des Tales des Schweigens. Es ist der niedrigste Punkt des Westgarts des Mount Everests. Als die Everest Gletscher noch sehr viel größer waren als heute, wurde der Pass zum Handel auf der Route zwischen Namche Bazaar und Tingri benutzt.
Heute ist der Pass für reisende unüberquerbar. Habe ich am unteren Punkt des Lho la alles vorbereitet, um ein Fixseil an der Felskletterstelle anzubringen. Während des Solos kann ich das Seil im Notfall zum Abseilen benutzen. Vorerst aber wird es Daniel dabei helfen die ersten Schritte der Besteigung zu filmen. Ich kann es kaum erwarten diesen Felsen in meinen Händen zu spüren, diesen neuen Abschnitt kennenzulernen und damit einen weiteren Schritt zu gehen, um das Unbekannte langsam aufzulösen. Die persönliche Landkarte zu erweitern. – Allerdings im Daunenanzug, da ich mir bei -19 Grad sonst nicht nur meine Finger abfriere.
Tag 12: 02.01.2020 Basecamp
Ruhetag
Tag 13: 03.01.2020 Basecamp
Ruhetag
Everest Winter Milestone
Tag 14: 04.01.2020 Erschließung der Route zum Lho La
YES! Heute den kompletten Fels fixiert! 3 Seillängen bis in den 6ten Grad! Bin super glücklich!
Tag 15: 05.01.2020 Basecamp
Die Route steht! Es wird über den Westgrat gehen. Die teilweise sehr harten Kletterstellen solo zu erschließen war echt anspruchsvoll. In den nächsten Tagen werden Daniel und ich zur Dokumentation bis auf Camp eins aufsteigen – danach geht es solo los.
Zeitlosigkeit im Bergsteigen
Tag 16: 06.01.2020 Basecamp
Ruhetag
Tag 17: 07.01.2020 Basecamp
Beim Bergsteigen wird alles anhand von Uhren und Kalendern beurteilt: Der Beginn der Expedition, die Länge der einzelnen Abschnitte, Geschwindigkeit und das Erreichen des Ziels. Aber am Gipfel Steht die Zeit für mich still, die Augenblicke verfließen ineinander, Vergangenheit und Zukunft liegen nicht mehr unbeweglich vor und hinter mir. An Stelle von Abfolgen und linearen Verhältnissen tritt ein überwältigender Reichtum von Empfindungen, die ihre Aufmerksamkeit von der Außenwelt abziehen. Ich vertiefe mich in der Unmittelbarkeit der Erfahrung. Hier oben habe ich alle Zeit und keine Zeit. Ich erlebe den Mittelpunkt des Daseins und das Eins-sein mit dem Kosmos, die Einheit von Leben und Tod. Diese Erfahrung ist unmittelbar und Zeitlos, sobald sie in mein Dasein eindringt, wird sie zu einem Teil meiner Identität.
Tag 18 : 08.01.2020 Unterwegs zum Lho La
Momentan unterwegs zu Camp eins auf ca. 6000m Höhe. Daniel ist bei mir und dokumentiert den Push bevor er am 22. Januar schon wieder abreisen wird. Dabei achte ich darauf, das er durch seine Anwesenheit die expedition nicht unterstützt sondern nur dokumentiert.
Dani ist wie ein Tierfilmer - Dokumentation ohne Eingriff
Tag 19: 09.01.2020 Camp 0,5
Übernachtung in einer Gletscherspalte auf dem Weg.
Tag 20: 10.01.2020 Camp1
Aufstieg zu Camp eins.
Tag 21: 11.01.2020 Camp1
Gute Stimmung nach dem Erreichen von Camp eins! Von dort aus geht es weiter bis auf 6180m! Mal sehen, welche Route in der Westschulter funktioniert…
Ruhetage im Basecamp
Tag 22:12.01.2020 Basecamp
Aktuell bin ich wieder im Basecamp. Nach ein paar Ruhetagen geht es aber schon bald wieder hoch auf Camp eins und von dort wird weiter an der Route gearbeitet.
Tag 23: 13.01.2020 Basecamp
Ruhetag
Tag 24: 14.01.2020 Basecamp
Ruhetag
Tag 25: 15.01.2020 Basecamp
Ruhetag
Tag 26: 16.01.2020 Basecamp
Angst. Sie ist ein interessanter Begleiter. Nicht nur hier in den Bergen, manchmal schon in alltäglichen Situationen. Sie kann uns hemmen, bestimmte Dinge zu tun. Unsere Sinne schärfen, wenn wir uns in gefährlichen Situationen befinden oder gar ein Motor und Antrieb sein. Wichtig ist, dass sie uns nicht leitet, nicht zum Bestimmer unseres Tuns und Seins wird. Wir können die Angst fühlen und uns entscheiden, es trotzdem zu tun. Es geht darum, die Neugier auf die Welt nicht zu verlieren, immer wieder an unsere Grenzen und darüber hinaus zu gehen. Habe ich Angst vor dem Tod? Nein, denn ich hätte jede Entscheidung wieder so gefällt, wie ich es getan habe. Ich bereue nichts.
Ein 10 Stunden Solo und Routenerschließung zu Camp zwei
Tag 28: 18.01.2020 Unterwegs zum Lho La
Im Basecamp ist nochmal ordentlich Schnee gefallen!Der Aufbruch Richtung Camp eins verlief aber problemlos. Habe gegen Mittag begonnen, um den riesigen Serac, der zum Camp führt, erst nachts bei niedrigen Temperaturen zu klettern. Insgesamt hat es 10 Stunden gedauert. Nonstop. Solo. Liege endlich im Zelt in Camp eins.
Tag 29: 19.01.2020 Camp1
Nach dem 10 stündigen Solo gestern, bin ich ziemlich k.o. – also bleibe ich heute den ganzen Tag in meinem Schlafzimmer auf 6060m, bevor morgen die Routenerschließung für Camp zwei losgeht. ⠀
Tag 30: 20.01.2020 Camp1 – Westschulter
Hab versucht eine neue Route auf der Westschulter zu etablieren – quasi ne Erstbegehung. Musste jedoch abbrechen, da das Risiko deutlich höher war, als es mir wert ist – ich werde mir was anderes anschauen. Daniel hat mich vom Helikopter aus gefilmt und ist dann abgeflogen nach Lukla. Er wird jetzt innerhalb weniger Tage nach Deutschland fliegen. Es sit ein stiller Abschied als ich den Helikopter wieder davon fliegen sehe.
Everest winter Bedingungen
Tag 31: 21.01.2020 Camp1
Ich bin gerade auf dem Lho La und es stürmt ordentlich! Ich schätze heute Nacht hatte es gute 100kmh Windgeschwindigkeit: mein Zelt ist mit 6 Leinen in jede Richtung abgespannt und mit gespaltenem Bambus tief im Schnee verankert – trotzdem ist eine Leine ausgerissen und meine Zeitplane hat ein Loch bekommen (muss ich dringend flicken)! Und gerade als ich diese Notiz schreibe, hat sich das ganze Zelt so stark verformt, dass mein Kocher (ja es gibt Ingwertee) umgeflogen ist und der Inhalt (zum Glück mehr gefroren als flüssig) im Zelt rumfliegt. Werde versuchen bald abzusteigen, die Bedingungen scheinen sich nicht zu bessern und das Loch im Zelt wird immer größer…
erstmal wieder absteigen
Tag 32: 22.01.2020 Unterwegs zum Basecamp
Ich brauche jetzt erstmal mental ein wenig Zeit um wieder aufzutanken! Die Route hat eine echt gefährliche Stelle und als ich gestern Abend vom Gletscher auf das Felsband abseilen wollte, musste ich feststellen, dass der Routenabschnitt komplett kollabiert war.
Ich konnte improvisieren und bin jetzt wieder sicher im Basecamp, aber hab mich dabei ernsthaft gefragt, ob ich da nochmal hochstiegen möchte. Die Bedingungen sind meiner Meinung nach zu warm mit zu wenig Schneefall. Alles vereist sehr stark, wird zu hartem blauen Eis und das Eis selbst wird auch immer weniger! Alles schmilzt (im Winter) – Klimawandel lässt grüßen..
Und während ich hier im Basecamp sitze, ist Daniel bereits wieder im Flugzeug zurück nach Deutschland. Mit ihm verlässt mich nicht nur ein exzellenter Fotograf, sondern auch ein vorzüglicher Witzreißer, Geschichtenerzähler und Schachgegner (naja eigentlich Anfänger haha) das Basecamp.
Müll schmilzt aus dem Eis heraus
Tag 33: 23.01.2020 Basecamp
Ich denke ich werde noch mindestens einmal, vielleicht auch zweimal hochgehen. Jetzt warte ich erstmal auf ein gutes Wetterfenster. Aber nebenbei, es ist echt richtig krass besorgniserregend wie viel Müll hier rumliegt.
Bisher habe ich schon 30kg aufgesammelt. Klar, das hilft zwar an sich nicht die Ursache zu bekämpfen, aber je weniger Müll rumliegt, desto weniger neigen die meisten Menschen dazu noch etwas dazu zu schmeißen.
Batterien aufladen im Basecamp
Tag 34: 24.01.2020 Basecamp
Ruhetag.
Tag 35: 25.01.2020 Basecamp
Liebe Grüße aussem Basecamp – habe gerade eine wunderschöne Eimer Dusche genommen! So alle zwei Wochen ist’s gut sich mal wieder richtig sauber zu fühlen und auch wenn’s erst ein wenig kalt ist. Im Anschluss hab ich das Gefühl mich deutlich wärmer zu fühlen
Inzwischen habe ich mich ein wenig erholen können – mir liegt das alles immer noch in den Knochen! Mein Körper braucht hier wohl 4 Tage bis er sich nach einem Aufstieg wieder normal anfühlt. Der Low Point ist überwunden. Mein Körper fühlt sich weniger krank und kurzatmig an und ich habe nicht mehr das Gefühl betrunken zu sein. Mein Ruhepuls sinkt jeden Tag weiter und ich ruhe mich solange weiter aus, bis das nächste gute Wetterfenster einen Aufstieg zulässt.
Erholung
Tag 36: 26.01.2020 Basecamp
Also die Wetterbedinungen da oben waren echt nicht ohne. Extreme Windgeschwindigkeiten und harte Eisbedinungen. Ob ich nochmal hochgehe? Ich warte nur noch auf das nächste gute Wetterfenster!
Tag 37: 27.01.2020 Basecamp
Zur Zeit lese ich ein gutes Buch (Sapiens – a Brief History of humankind). Kann ich nur jedem empfehlen. Es beschreibt warum die Welt heute so aussieht, wie sie es tut und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Ich lade weiter meine Batterien auf, erstelle Backups repariere Ausrüstung und habe eine to – do Liste für weitere Sachen. Ansonsten liege ich hier rum quatsche mit Leuten, die mich besuchen und erhole mich einfach 🙂 Donnerstag werde ich wahrscheinlich wieder aufsteigen
Tag 38: 28.01.2020 Basecamp
Ich bin jetzt schon wieder unterwegs! Wollte ja eigentlich erst am Donnerstag (30.01.2020) wieder aufsteigen. Habe aber einfach zu viele Hummeln im Hintern und bin heute schon wieder los.
Challenges: Kollabierte Route, Fußverletztung und Neuorientierung
Tag 39: 29.01.2020 Unterwegs zum Lho La
Gestern bin ich erneut bis zu der Stelle aufgestiegen, an der ich vom Fels auf den Gletscher klettere. Als ich dort in der Dunkelheit angekommen bin, habe ich allerdings nur noch Seilfetzen von dem gesehen, was ich mal als Route etabliert hatte. Also bin ich wieder zurück ins Basecamp und wollte nach zwei Ruhetagen in einem free Solo eine neue Route durch den Fels daneben mit nem neuen Seil (was ich noch hätte auftreiben müssen) etablieren. Denn durch den Gletscheraufschwung direkt hochzugehen, wäre ein wenig lebensmüde.
Wenn alles gut geht, kann ich im nächsten Anlauf dann im Fels hochsteigen und direkt oben auf den Gletscher queren. Allerdings bin ich heute Morgen mit spontanen Schmerzen im linken Fuß aufgewacht. Habe ihn schon gedehnt, in warmes Wasser getaucht und mobilisiert. Gestern habe ich von davon gar nichts gespürt. Vielleicht bin ich ein paar Mal ausgerutscht oder hatte ne hohe Belastung. War aber auch super Adrenalin geladen, sodass ich davon einfach nichts mitbekommen hab. Es könnte ne Zerrung, Verstauchung im allerschlimmsten Fall sogar ein Ermüdungsbruch sein – aber jetzt keine voreiligen Schlüsse ziehen ich schaue mal es sich entwickelt- humpele aber gerade zur Zeit.
mögliches Ende der everest winter expedition
Scheisse – im schlimmsten Fall kann das das Ende der Expedition sein… Aber ansonsten geht es mir ja echt gut und so gesehen ist es super, dass ich gestern nicht Camp eins erreicht habe. Sonst wäre ich evtl. nicht in der Lage gewesen abzusteigen…
die Uhr Tickt
Tag 40: 30.01.2020 Basecamp
Ich habe noch etwa 30 Tage Zeit für die Besteigung. Allerdings ist 1.) die Route kollabiert (Lösung ist schon bereit und ready to execute) und 2.) habe ich mir vorgestern den Fuß verletzt. Bisher ist zwar keine signifikante Besserung eingetreten, allerdings bin ich hier im Basecamp jetzt erstmal versorgt. Also werde ich die Sache strategisch angehen – wenn sich der Fuß erholt pushe ich nochmal auf 7000m hoch, wenn nicht dann nicht…
Tag 41: 31.01.2020 Basecamp
Meinem Fuß geht es heute schon ein wenig besser. Morgen werde ich mit Alex gemeinsam Puja halten und hoffen, dass der Fuß in ein paar Tagen wieder einen Aufstieg zulässt 😁
Tag 42: 01.02.2020 Basecamp
Ruhetag
Alex will den Everest auch im Winter besteigen
Tag 43: 02.02.2020 Basecamp
Der baskische Alpinist Alex Txikon ist vor zwei Tagen im Basecamp angekommen. Echt sehr netter Typ mit vielen spannenden Stories! Er hat bereits 12 der 14 höchsten Berge der Welt bestiegen und beeindruckende Expeditionen hinter sich. Seit 2011 widmet er sich Winterexpeditionen, wofür er heute ziemlich bekannt ist. Seine mehrfachen Everest Winter Expeditionen haben zum Ziel die erste Sauerstoffrein Begehung zu realisieren (genau wie ich). Meinem Fuß geht es leider nicht wirklich besser. Habe zunächst gedacht, es handelt sich um eine Überlastung des Muskels. Leider tut er bei bestimmten Belastungswinkeln aber noch immer weh, also ist momentan erstmal ruhigstellen angesagt. Zum Glück hat der Februar noch einige Tage 😉
Tag 44: 03.02.2020 Basecamp
Meinem Fuß geht es ein wenig besser. Wenn ich ihn mit einer Bandage stabilisiere ist er meiner Einschätzung nach wieder einsatzbereit. Also werd ich mich morgen früh mal losmachen und mir die kollabierte Route anschauen. Wenn sich der Fuß gut anfühlt werde ich neben dem Gletscher durch den Fels die Route etablieren – morgen wird sich zeigen wie die Expedition verlaufen wird 😋
es geht weiter
Tag 45: 04.02.2020 Basecamp – Lho la Route
Gute Neuigkeiten!🎊 Dem Fuß geht es heute signifikant besser als die letzten Tage! Ich habe mir die kollabierte Route genauer angesehen und damit eben die Strecke zurückgelegt, die die Schmerzen ausgelöst hat. Obwohl mit Kinesio stabilisiert, war das für den Fuß eine ziemliche Belastung, spürbar insbesondere im Vorfuß. Abends habe ich dann eine durchblutungsfördernde Wärmesalbe aufgetragen. Die hat ordentlich geballert und zwar so sehr, dass es weh tat!🔥 Hat auf jeden Fall gut geholfen! Heute fühlt es sich schon viel besser an und wenn es so bleibt kann ich den Fuß wieder belasten!💪🏽
Tag 46: 05.02.2020 Basecamp
Heute ist es sehr windig 🌬 Alex ist oben am Berg, ich hoffe bei ihm ist alles gut. Werde morgen früh aufbrechen, um die Route zu Camp eins wieder zu vervollständigen. Die Stelle an der ich vorher auf den Gletscher gestiegen bin hat viele Kubikmeter Eis verloren, ist sehr instabil und überhängend – mein Bauchgefühl sagt das das Risiko dort viel zu hoch ist. Schaue mir daher morgen mögliche Felsalternativen an – wenn sie kletterbar sind klettere ich sie direkt – ich freu mich schon 😍
Erkundung
Tag 47: 06.02.2020 Basecamp – Lho La
Habe mir die Felskletterpassage nochmal genauer angesehen. Fühle mich wirklich besser – während der letzten Monate hatte ich auch immer wieder Magenprobleme. Die haben sich aber um ungefähr 20% gebessert. Habe also 20% mehr Energie!
Tag 48: 07.02.2020 Basecamp
Ruhetag
Tag 49: 08.02.2020 Basecamp
Ruhetag
Tag 50: 09.02.2020 Basecamp
Die vielen coolen Nachrichten, die ich von euch oder Freunden bekomme versüßen mir im Basecamp jeden Tag (dort funktioniert das Internet magischerweise)! Mit einer sehr guten Freundin aus Leipzig drehen sich viele unserer Konversationen um Walrösser – vllt. liegt es daran, dass wir mal in einem Walrosskostüm einkaufen gegangen sind. Leider gab es dort keine Muscheln und vermehrtes Nachfragen ist nicht auf große Sympathie gestoßen (ich war damals noch nicht vegan & ein Walross).
Mein Kostüm hat mich dann dazu bewegt an der Kasse nochmal zu fragen, ob der Supermarkt auch etwas für die Umwelt tut? Die Antwort – keine Ahnung, ich arbeite hier nur- fand ich wenig befriedigend . Trotzdem freue ich mich über Nachrichten wie diese: „Jost, wir sehen uns bald wieder! Komm nicht als Fusskrüppel zurück, sonst musst du wirklich wie ein Walross laufen!
Steigende Temperaturen und Etablierung von Camp zwei
Tag 52 11.02.2020 Basecamp
Habe mir gerade den Wetterbericht angeschaut – die Temperaturen steigen tendenziell an – das Frühjahr kommt! Gipfeltemperaturen von minus 69, wie gestern, stehen nicht mehr zur Aussicht. Heute ist es weniger windig – 20km/h Wind und Windböen bis 60km/h. Für den unteren Teil der Route würde das schon gehen, allerdings gibt es ab morgen im oberen Teil des Berges um die 40 km/h konstanten Wind und Böen um die 100km/h für die nächsten Tage. Als Maßstab – bei gutem Wetter könnte eine Gipfelbesteigung funktionieren, wenn die Böen maximal 40km/h erreichen und es sonst eher 20km/h Wind sind – und selbst das wäre schon verdammt kalt!
Kleiner Disclaimer: Der Wetterbericht hat sich ziemlich hart widerlegt – es war so das Gegenteil von dem was angesagt war! Ich habe entschieden, einfach mal wieder aufzusteigen und zu schauen wie die Bedingungen ‚wirklich‘ sind – ohne Zweifel am Gipfel bläst der Wind aber vllt. schaffe ich es ja mir dennoch mal den oben Teil der Route anzuschauen.
Tag 53: 12.02.2020 Camp 1
Das Wetter ist echt mies und der Wind wird immer mehr! Wenn’s einigermaßen stabil ist, steige ich morgen ohne Gepäck soweit auf, wie ich kann und bereite dann alles vor um am 14.2 wieder im Basecamp zu sein.
Zelt verbogen
Tag 54: 13.02.2020 Camp 1
Eigentlich wollte ich mich von Camp eins aus auf den Weg in Richtung Camp zwei machen. Es ist hier schon deutlich wärmer, als noch vor einem Monat, aber trotzdem ziemlich windig – es hat mir schon wieder ein Loch ins Zelt gefetzt . Gestern Morgen war der Wind dann aber so stark, dass es das Zelt bis auf 30cm runtergebogen hat und ich gut ein Liter Wasser in meinen Schlafsack hatte (Kocher umgekippt). Habe dann trotzdem gepackt und bin los. Weit bin ich aber nicht gekommen – musste mich vor der Gewalt des Windes verneigen und umdrehen war das einzig sinnvolle – bin beim Gehen fast weggeflogen! Eventuell gehe ich ohne viel Gepäck so hoch ich kann und schau mir nochmal die Route an . PS: In Camp eins ließ sich das Zelt nicht flicken- zu kalt für den Kleber
diese option scheidet aus
Tag 55: 14.02.2020 Camp1 und Erkundung darüber
Nach 17 Stunden bin ich wieder in meinem Zelt in Camp eins angekommen – habe eine Routenoption in der Westschulter erforscht. Das Ergebnis: ja geht schon, sexy ist aber was anderes… Eine Everest Winter Expedition bedeutet, wenig Schneefall und viel Wind. Es gab also sehr viel hartes blaues Eis, in einem Gelände in dem jeder Fehler fatal ist. Da muss es noch eine bessere Option geben – den Everest von dort oben zu sehen ist allerdings sehr bewegend und motivierend! Diese massive Steinpyramide – es wirkte fast nicht wie von dieser Welt ! Meine Fettverbrennung funktioniert 1a spitzenklasse! Habe während der gesamten Belastung nur aus meinem Camelbag getrunken und über 14 Stunden nichts gegessen und konnte am Berg Leistung bringen .
iPhone Einsatz
Tag 56: 15.02.2020 Camp 1
Heute früh beim Schneeschmelzen hatte ich nach dem Tag gestern dann aber doch Sekundenschlaf… Hab’s noch geschafft das Wasser in eine Flasche zu füllen, bevor die Lichter ausgingen – apropos Lichter: meine Stirnlampe hat vorgestern, obwohl voll geladen, den Geist aufgegeben. Bin dann mit Handylicht ins Camp 1 abgestiegen. Alpinismus ist Improvisation !
Tag 57: 16.02.2020 Basecamp
Bin zurück im Basecamp! Fühle mich stark und akklimatisiert! Die Routenoption, die ich geklettert bin, war in Ordnung und eignet sich für einen Abstieg im Notfall – explorationsmäßig also ein voller Erfolg. Allerdings habe ich wieder Schmerzen im Fuß (kein Wunder bei der Belastung ).
Tag 58: 17.02.2020 Basecamp
Ruhetag
Tag 59: 18.02.2020 Basecamp
Ruhetag
Finaler Push
Tag 60: 19.02.2020 Basecamp
Aufbruch zu Camp eins
Tag 61: 20.02.2020 Camp1
Habe vor ein paar Tagen durch ein großes Zoomobjektiv den Berg und alternative Routen abgescannt und dabei festgestellt, dass mein Plan C mehr optische Täuschungen als gute Kletterpassagen bereithält. Bei leichtem Schneefall befinde ich mich jetzt in Camp eins und werde meinen finalen Versuch also doch auf der stark vereisten Route wagen, die ich das letzte Mal in einem 17 Stunden Push erkundet habe
Tag 62: 21.02.2020 Camp 1,5
Aufstieg zu Camp zwei.
Tag 63: 22.02.2020 Camp 1,9
Aufstieg zu Camp zwei. Das Zelt steht leider auf einer kleinen Eisklippe – die andere hälfte in der Luft – ich muss wohl umziehen..
Tag 64: 23.02.2020⠀Camp 2 6850m
Ich habe nun einen guten stabilen Zeltplatz gefunden. Morgen werde ich mir die Westschulter anschauen.
ziel erreicht
Tag 65: 24.02.2020 Westshulter 7360m
Ich habe mein Ziel erreicht – geplant waren bei diesem ersten Everest Winter Aufstieg die 7200m zu erreichen und ich habe 7360m erreicht! Dort oben habe ich mich super gefühlt und ein paar Bilder gemacht. Hätte sogar auch weitergehen können, das Wetter schien sich zu halten, aber meine Intuition hat mir gesagt: stopp – wenn du den Gipfel in Angriff nehmen möchtest solltest du vorher mindestens auf 7500m-8000m übernachtet haben und wieder abgestiegen sein! Das wäre diesen Winter zeittechnisch nicht mehr gegangen und dann den langen Grat noch zu gehen hat mich nicht überzeugt (zumal meine Bänderüberdehnung und meine Magenprobleme die Sicherheitsreserven schon signifikant minimieren und immer für Überraschungen sorgen können).
abstieg
Tag 66: 25.02.2020 Camp2
Bin heute dann von meinem Camp zwei, das ich auf 6850m errichtet habe, abgestiegen als Schneefall eingesetzt hat. Die Westschulter ist unter diesen Bedingungen sehr lawinenexponiert und beim Abseilen hat’s mich auch einmal überspült! Zum Glück war ich angeseilt und durch das Abseilen gesichert, sodass es eher wie einmal kurz im Wildwasser untertauchen war. Das Gefährlichste wäre gewesen mitgerissen zu werden und die ganze Schulter runter zu fliegen. Da mein GPS-Akku aufgebraucht war, konnte ich heute Nacht, wegen des ganzen Schneefalls mein Camp eins nicht finden. Also musste ich, ganz oldschool, einfach dort mein Zelt aufschlagen wo ich ehrlicherweise keine Ahnung mehr hatte wo ich war – mitten auf dem Gletscher 😅!
Tag 67: 26.02.2020 Camp 1
Heute Nacht hat es dann ordentlich weiter geschneit und die Bedingungen haben sich nochmals verschärft, es war also die richtige Entscheidung abzusteigen! Schaue gleich mal raus suche mein Camp 1 und steige morgen mit meinem Kram zum Basislager ab 😉
ach ja das war ganz schön gruselig...
Tag 68: 27.02.2020 Basecamp
Dieser Tag war so episch, dass er eine eigene Podcastfolge verdient hat – es ist auf jeden fall Krass gewesen. Mehrer Lawinen sind auf meiner Route abgegangen. Bin zurück im Basecamp und zittere noch! Danke für euren mega Support während der ganzen Expedition! Hi five🤟🏽
Rückreise nach Kathmandu
Tag 69: 28.02.2020 Basecamp
Vorbereitungen für die Rückreise.(chillen, duschen und erholen)
Tag 70: 29.02.2020 Basecamp
Vorbereitungen für die Rückreise. (Packen)
Tag 71: 01.03.2020 basecamp bis kurz vor Namshe Bazaar
Jetzt bin ich schon wieder auf dem Rückweg in die Zivilisation – kann gar nicht glauben, dass das Abenteuer schon vorbei ist.
Tag 72: 02.03.2020 Lukla
Rückreise.
die basis für die nächste Everest Winter Expedition
Tag 73: 03.03.2020 Katmandu
Bin heute wieder in Kathmandu gelandet, gedanklich bin ich aber noch beim Everest. Am 22.12 bin ich mit dem Ziel angereist seinen Gipfel zu erklimmen. Ich wusste, dass meine Chancen gering waren. Aber gering heißt ja, dass sie vorhanden sind, richtig ?! Die mehrmaligen Aufstiege, die sich verändernden Wetterbedingungen, meine Fußverletzung und die anhaltenden Magenprobleme – alles Erfahrungen, die dazu beitragen, dass meine Chance auf den Gipfel beim nächsten Mal größer wird.
Als ich dann zum letzten Aufstieg aufgebrochen bin, hatte ich mir das Ziel gesetzt 7200m zu erreichen. Dass es dann trotz Fußverletzung 7366 geworden sind, macht mich sehr glücklich! Manchmal muss man sich eben Zwischenziele setzen, um dem finalen Ziel näher zu kommen. Für das, was ich erreicht habe und erleben durfte bin ich unheimlich dankbar!
Besser Scheitern als das Ziel in der Komfortzone erreichen.
Die nächste Everest Winter Expedition startet Im November 2021.